Radiolabor Hannah Arendt: Über das Böse

Zum 50. Todestag von Hannah Arendt (1906–1975)

4. bis 7. Dezember 2025, Theater Stok Zürich & Zürichsee

Zum 50. Todestag von Hannah Arendt widmet sich eine viertägige Veranstaltungsreihe am Theater Stok und auf dem Zürichsee der wohl bedeutendsten politischen Denkerin des 20. Jahrhunderts.

Arendts Schriften über Verantwortung, Totalitarismus, Gewalt und Freiheit prägen bis heute den politischen und kulturellen Diskurs – und wird zugleich immer wieder missverstanden, instrumentalisiert, vereinfacht.

Die Veranstaltungsreihe spürt diesen Spannungsfeldern nach: zwischen Ethik und Macht, Denken und Handeln, Sprache und Verantwortung.

Den Auftakt bildet am 4. Dezember die Premiere der szenischen Lesung «Über das Böse» mit Hagar Schipper-Admoni (Schauspiel) und Avital Cohen (Flöte), unter der Regie von Sama Schwarz. Im Anschluss spricht Michael Pfister über Arendt, ihr Verständnis des Bösen und ihre Ethik des Selbstgesprächs.

Am 5. Dezember folgt ein öffentliches Labor, das Arendts Denkbewegungen performativ weiterführt.

Der 6. Dezember verbindet Literatur, Philosophie und Gegenwart: eine Schifffahrt auf dem Zürichsee mit Hildegard Keller, sowie die Diskussion «Judenhass im Kunstbetrieb» mit Bettina Spoerri, Matthias Naumann, Rüdiger Suchsland und Lea Wohl von Haselberg.

Am 7. Dezember findet ein zeitgleicher frühmorgendlicher Hannah-Arendt-Walk in Zürich und Jerusalem mit Regula Stämpfli über Tom Segevs Vortrag statt, gefolgt von einem Familiennachmittag mit Hildegard Keller und der Abschlussperformance «Über das Böse – Teil 2».


Eine Veranstaltung über Denken, Verantwortung und das Weiterwirken von Arendts radikalem Mut zur Sprache, eine Veranstaltung, die sich speziell auch dem Antisemitismus widmet und einer Denkerin, die diese Themen mit radikaler Humanität angegangen ist.

 

Donnerstag, 4. Dezember
20.00 Uhr, Theater Stok, Zürich

Premiere der szenischen Lesung «Über das Böse»

Mit: Hagar Schipper-Admoni (Schauspiel) und Avital Cohen (Flöte)
Regie:
Sama Schwarz

Im Anschluss: Gespräch mit Michael Pfister über den Text und Hannah Arendt

Anmeldung

Michael Pfister ist Lehrer, Buchhändler und gelegentlicher Autor sowie Moderator. Seit 2003 unterrichtet er Philosophie und Deutsch an der Kantonsschule Zürich Nord. Zudem gehört er seit 2020 zum neuen Inhaberteam der Buchhandlung Calligramme im Zürcher Niederdorf. Zuvor veröffentlichte er Beiträge in verschiedenen kulturellen und feuilletonistischen Kontexten, unter anderem im Filmbulletin. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich philosophischer und kulturwissenschaftlicher Fragestellungen, oft mit Blick auf Geschichte, Ideologien und deren Wirkung auf Gegenwart und Öffentlichkeit. Frühere Projekte umfassen unter anderem eine Sade-Übersetzung (gemeinsam mit Stefan Zweifel) sowie Moderationen, darunter für die «Sternstunde Philosophie».

 

Freitag, 5.⁠ ⁠Dezember
19.00 Uhr, THEATER STOK

Bildlabor

Mit: Johannes Lortz

Am 5. Dezember präsentieren wir ein Bildlabor mit Johannes Lortz.

Johannes Lorz hat bereits im Juni 2025 zahlreiche Russ-Tableaus zum Thomas-Mann-Jubiläum geschaffen und führt diese Arbeit nun weiter. An diesem Tag entstehen Hannah-Arendt-Bildtableaus, die in Wechselwirkung mit der szenischen Installation stehen und die Frage nach dem Bösen in ein visuelles, poetisches Denken übersetzen.

Alle sind herzlich eingeladen, mitzuwirken! Johannes Lorz hat eine eigene Russtechnik entwickelt – eine partizipative künstlerische Methode, bei der Bild, Bewegung und Zufall ineinander greifen.

Ein intensives, inspirierendes Erlebnis für alle, die sich auf künstlerische Prozesse einlassen möchten.

Mehr Informationen zu Johannes Lorz und seiner Arbeit finden Sie hier.

Anmeldung

Freitag, 5. Dezember
20.00 Uhr, Theater Stok, Zürich

Öffentliches Labor «Über das Böse»

Weiterarbeit an der szenischen Lesung mit Avital Cohen, Hagar Schipper-Admoni und Sama Schwarz

Fokus auf bildgestaltende Verfahren und performative Untersuchung des Denkens.

Anmeldung
 

SAMSTAG, 6. DEZEMBER
13.00 bis 17.50 Uhr, Zürichsee

Literarische Reise auf dem Zürichsee

Mit: Hildegard E. Keller
Moderation: Raphael Urweider

Abfahrt: 13.20 Uhr ab Bürkliplatz Zürich
Besammlung: 13.00 Uhr am Steg

Im Zentrum stehen:

Hildegard E. Keller und ihre erzählerischen Positionen zu Hannah Arendts Leben und Werk: der Roman «Was wir scheinen», das SRF-Radiofeature «Was wir sind und scheinen. Unterwegs mit Hannah Arendt» und das Bilderbuch «Die weisen Tiere» (Märchen von Hannah Arendt, illustriert und mit Nachwort von Hildegard E. Keller).

Anmeldung

Am Samstag laden wir zu einer besonderen Literaturfahrt auf dem Zürichsee ein. Hildegard E. Keller wird erzählen, aus ihren Werken lesen und mit Raphael Urweider in zwei Interviewblöcken über ihr künstlerisches Werk und den Zugang zu Hannah Arendt reden.

Ausgehend vom 50. Todestag von Hannah Arendt erinnern wir auch an den letzten Sommer, den sie im Tessin verbracht hat und der zum Schauplatz in  Kellers Roman wird.

Wie bei «Erzählwelten» üblich, steht also das Werk einer zeitgenössischen Autorin im Zentrum. Hildegard Keller hat ein eigenes, weit verzweigtes künstlerisches Universum geschaffen, in dem sie auf Spurensuche geht. So entsteht ein Gespräch zwischen Zeiten, Stimmen und Schreibbewegungen öffnen einen Raum für Erinnerung in der Gegenwart.

Während der Schifffahrt geniesst man Landschaft, Wasser, Stimmen und Gedanken. Das Format hat sich über die Jahre zu einem sinnlichen Raum entwickelt, in dem Literatur in Bewegung erfahrbar wird.

SAMSTAG, 6. DEZEMBER
19.00 Uhr; Theater Stok Zürich

Judenhass im Kunstbetrieb (Teil 2) – im Gedenken an Hannah Arendt

Mit: Bettina Spoerri, Matthias Naumann, Rüdiger Suchsland, Lea Wohl von Haselberg (zugeschaltet)
Moderation: Sama Schwarz

Fortsetzung der Veranstaltung vom 31. August 2025 (über Theater & Tanz) – diesmal mit Fokus auf Literatur- und Filmszene.
→ Pressemappe Neofelis Verlag

Anmeldung

Der zweite Teil der Gesprächsreihe zu «Judenhass im Kunstbetrieb» vertieft die Debatte über antisemitische Strukturen in der Kulturproduktion – ein Thema von brennender Aktualität, das besonders die Stadt Zürich betrifft. Immer wieder geraten hier Institutionen in die Kritik, weil sie Räume fördern, in denen antisemitisch grundierte Mobilisierungen stattfinden. Zugleich erleben viele jüdische und antisemitismuskritische Künstler:innen Ausgrenzung, wenn sie diese Entwicklungen öffentlich benennen.

Im Fokus stehen diesmal konkrete Fälle internationaler Dimension: etwa der Ausschluss der Soziologin Eva Illouz von einer Veranstaltung in Rotterdam oder der Ausschluss von Michel Friedmann aus einem Hannah-Arendt-Zyklus. Beide haben die israelische Regierung offen kritisiert – und wurden dennoch, einzig aufgrund ihrer jüdischen Identität, ausgeladen. Solche Vorgänge markieren eine neue Eskalationsstufe im Umgang mit jüdischen Intellektuellen und werfen grundlegende Fragen nach Verantwortung, Komplexität und Diskursfreiheit im Kulturbetrieb auf.

Die Diskussion fragt:

  • Wie reproduzieren künstlerische Institutionen antisemitische Narrative?

  • Wie verändern Exil, Migration und globale Medienlandschaften die Sicht auf Judentum und Israel?

  • Showcase Schweizer Filmszene: Wie stark prägt Judenhass den Schweizer Film?  – Was bedeutet Verantwortung im kulturellen Feld heute?

  • Was ist zu tun um solche Ausschlüsse zu verhindern und neue Formen des Dialogs aufzustellen. 

Teil 1 der Reihe «Judenhass im Kunstbetrieb» auf Youtube:

Reinhören

Playlist Sommer 2025 mit Elisabeth Bronfen, Sylvia Bathegay, Ronya Othmann, Usama Al Shahmani, Katja Brunner u.a. auf Spotify:

Anschauen
 

Sonntag, 7. Dezember
7.00 Uhr, Zürich

Hannah Arendt Walk: Zürich & Jerusalem

Mit: Regula Stämpfli

Themen:
Ort, Exil, Erinnerung und Zeitgleichheit von Erfahrung

Anmeldung

Zeitgleiche Spaziergänge in Zürich und Jerusalem – verbunden durch eine Live-Schaltung.
Im Mittelpunkt steht der Vortrag von Tom Segev über Hannah Arendt.

Wer mitreden will, darf das (bitte voranmelden), alle anderen können mitspazieren und mithören.
Wir bitten Sie, dafür die App Riverside herunterzuladen:

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Sonntag, 7. Dezember
16.00 Uhr, Theater Stok, Zürich

FamilienNachmittag

Mit: Hildegard E. Keller

Anmeldung

Am Sonntag findet im Theater Stok ein Familiennachmittag mit Hildegard E. Keller statt. Im Mittelpunkt steht das Bilderbuch «Die weisen Tiere» (Text von Hannah Arendt, Illustration und Nachwort von Hildegard E. Keller). Eine Geschichte über Mut, Sprache und Orientierung. Für Kinder ab sechs Jahren.

Eingeladen sind Kinder, Eltern, Grosseltern und alle, die gemeinsam Geschichten erleben möchten, mit Hildegard E. Keller. Sie gestaltet den Nachmittag.

Sonntag, 7. Dezember
20.00 Uhr, Theater Stok, Zürich

«Über das Böse» – Teil 2

Mit: Philipp Bessermann, Francesco Papagni, Avital Cohen, Hagar Schipper-Admoni und Sama Schwarz

Am 7. Dezember lädt das Theater Stok zu einem vertiefenden Abend mit Lesung aus dem Werk von Hannah Arendt. Zusätzlich nimmt der dem Theologe und Autor Francesco Papagni mit GRA-Geschäftsleiter Philip Bessermann Arendts Denken als Grundlage für eine Diskussion über gegenwärtige Gesellschaft und Politik.

Zur atmosphärischen Kontextualisierung hören wir einen kurzen Ausschnitt aus «Über das Böse», performt von Hagar Schipper-Admoni und Avital Cohen.

Anmeldung